» Als einfache Warenproduktion wurden gesellschaftliche Verhältnisse qualifiziert, in denen die ProduzentInnen bereits über den eigenen, unmittelbaren Bedarf hinaus produzieren konnten und diese Überschüsse auf dem Markt tauschten. Dagegen tritt in der warenproduzierenden Gesellschaft die Produktion für den eigenen Bedarf völlig in den Hintergrund; die produktive Tätigkeit "entfremdet" sich zur Produktion von Waren, von nur noch über den Markt verteilten und erhältlichen Gebrauchsgegenständen… .«1
Nach Klaus Braunwarth ist solche Warenproduktion einfache Warenproduktion, »die zwar einen Wert, aber keinen Mehrwert hervorbringt, das heißt der Reproduktion des Produzenten, nicht aber der Produktion von Kapital dient.«2 Dazu merkt Mausebär an:
»Zwar mag es Zeiten gegeben haben, in denen die Menschen nicht-kapitalistisch Produziertes im Verhältnis zur in ihm enthaltenen Arbeitszeit getauscht haben, doch: Die "einfache Warenproduktion" kann nie eine Gesellschaft bilden; sie ist lediglich ein Denkmodell, das zur Veranschaulichung des Tauschs ohne Kapital dient, zur Veranschaulichung dessen, dass die "einfache Zirkulation" (Arbeitsmenge gegen Arbeitsmenge) im Kapitalismus zwar vonstatten geht und in ihr alles gerecht – ohne Ausbeutung – zugeht (Nw.), diese Oberfläche jedoch nichts über das Wesen dieser Gesellschaft -die Verwertung des Werts- aussagt.«3 (Hervorhebung von mir, CP)
Auch er beruft sich auf Backhaus[?], wenn er sagt, die Marxsche Darstellung im Kapital sei keine historische, sondern eine logische – eine Aussage, die sich vor allem gegen Engels' "Behauptung" richtet, das Wertgesetz habe "während einer Periode von fünf bis sieben Jahrtausenden"4 geherrscht, also während einer "ganze[n] Periode der einfachen Warenproduktion, also bis zur Zeit, wo diese durch den Eintritt der kapitalistischen Produktionsform eine Modifikation erfährt"4.
In einem Aufsatz zur marxistischenࢠÖkonomie der sozialistischen Jugend Wien7 heißt es bspw.:
»Um sich die Analyse zu erleichtern, beginnt Marx im "Kapital" mit der sogenannten "einfachen Warenproduktion", also einer Gesellschaft, wo jeder Produzent seine eigenen Produktionsmittel besitzt und seine Bedürfnisse durch Tausch mit anderen Produzenten befriedigt.«
Ob dies einer genauen Lesart entspricht, ist also recht fragwürdig.
[1] Eintrag Warenproduktion im links-in-Sachsen-Lexikon.
[2] KOMMUNISTISCHE STREITPUNKTE – Zirkularblätter – Nr. 7–20.07.2001 – Onlineversion
[3] Mausebär, Einfache Warenproduktion - falsche Sozialkritik, Das Modell der einfachen Warenproduktion und warum es keine Gesellschaft der "einfachen Warenproduktion" gibt.
[4] Friedrich Engels, Ergänzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapitals", MEWࢠ25,ࢠS. 909
[5] Nadja Rakowitz, Einfache Warenproduktion - Ideal und Ideologie, Freiburg (çaࢠira-Verlag) 2000, ISBN: 3-924627-65-7 (Inhaltsübersicht)
[6] Vortrag von Nadja Rakowitz – gehalten an der roten ruhr uni.