Einleitendes zu den Historisierungen der WFen

(A) historisch-logische Kapital-Interpretation des ML: es handelt sich bei der formgenetischen Darstellung von der >einfachen WF< bis zur >GF< innerhalb der marxschen WFA im Eingangskapitel des Kapital um eine dialektische Ableitung des Geldes, die ebenso logisch wie historisch verfährt. Da Marx in den Anfangskapiteln des Kapital eine Geldware (der Einfachheit halber: Gold; sic) begrifflich als Geld unterstellt, wurde unhinterfragt der Schluss gezogen, dass das Geld mitsamt seinen Funktionen auch historisch nicht anders als aus dem ursprünglich geldlosen Warentausch und somit aus der Notwendigkeit eines allgemeinen Tauschmittels heraus sich entwickelt habe. Dass das Verhältnis der Geldfunktionen zueinander in historischer Hinsicht ein zusätzliches Problem darstellt, das einer eigenen Untersuchung bedarf, wurde dabei gar nicht gesehen ( schon gar nicht bei der sperrigen und theoretisch inkonsistenten Verwandlung der >einfachen WF< in eine historische >einfache, einzelne und zufällige WF< seit der frz. Ausgabe von 1875).

(B) von der in Opposition zur log.-hist. Methode formulierten logischen Interpretation wurde den Begrifflichkeiten in der WFA jede historisch-genetische Relevanz abgesprochen und durch eine text- bzw. editionskritische Revision der verschiedenen Textfassungen (letztlich mindestens vier) alle >Historisierungen<, die zu einem entscheidenden Teil auch auf Marx selbst zurückgehen, gänzlich einer reduktionistischen Popularisierung und >Vulgarisierung< überantwortet (Backhaus usw., Göhler; eingeschränkt: MH).

jedoch: aus dem Blick gerät, wie im konstruktiven Gegenzug die marxsche Wert- und Geldtheorie bezüglich der realen Entstehung und Entwicklung ihrer Formelemente historisch sinnvoll auszudeuten wäre.

*** WFA (1): Die beiden Pole des Wertausdrucks: relative Wertform und Äquivalentform

Auf die Betrachtung des Warenwerts anhand der Tauschgleichung läßt Marx seit der 2. Auflage die Wertformanalyse folgen (>Wir gingen in der Tat vom Tauschwert oder Austauschverhältnis der Waren aus, um ihrem darin versteckten Wert auf die Spur zu kommen. Wir müssen jetzt zu dieser Erscheinungsform des Werts zurückkehren.< MEW 23, 62), die eine der sperrigsten Elemente der marxschen Theorie überhaupt darstellt und innerhalb der werttheoretischen Diskussion -- aufgrund von Ratlosigkeit gegenüber ihrer theoretischen Anforderung als auch gegenüber ihres Stellenwerts in der Komposition der marxschen Kapitalkritik -- erst sehr spät Berücksichtigung fand. [allseits bekannt ...?; SKIP]

*** Das Geld und seine Funktionen; Focus: Geldware.

(1) Einstieg: Die erste Funktion des Geldes als Maß der Werte beinhaltet, dass das >Geld mit einem Wert und die Waren mit einem Preis in die Zirkulation treten<. Das Geld ist also eine besondere Ware, weil nur in ihm die Arbeit >unmittelbar gesellschaftlichen< Charakter hat. Diskussionswürdig an dieser Bestimmung ist, ob damit das Geld notwendig warenförmiges Arbeitsprodukt sein muss oder den unmittelbar gesellschaftlichen Charakter der Arbeit auch aufgrund einer bloßen Repräsentationsfunktion ausdrücken kann. Die Diskussionen zu diesem Punkt lassen sich in zwei Hinsichten ordnen:

(a) Einerseits drehen sie sich um den Wert eines Geldes, das heute aus Papier, Schriftstücken oder elektronisch verfügbaren Leistungsanweisungen usw. besteht: hier scheint die Änderung der materiellen Träger der Geldfunktionen die Gültigkeit der marxschen Konzeption vordergründig in Frage zu stellen.

(b) Andererseits drehen sie sich um den Wert eines jeden Geldes, eingeschlossen das Gold als Träger der Äquivalenzen zwischen Waren, was letztlich die Bindung des Geldbegriffs an die Werttheorie insofern auflöst, als das Geldobjekt selber nicht ein werttheoretisch bestimmbares Arbeitsprodukt in Warenform darstellen muss, d.h. die evtl. zu seiner Produktion verausgabte Arbeitszeit gegenüber der Wertmaßfunktion gänzlich irrelevant sein kann.  MH (konzis): Geldware für eine konsistente Rekonstruktion der marxschen Geldtheorie entbehrlich; vgl. die nicht nachvollziehbare Kritik von Backhaus + Reichelt.

*** WFA (2): Genesis der GF -- (mind.) drei verschiedene Ebenen der WFA

Seit der 2. A. heißt es im einleitenden Auftakt zur WFA: > Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß,daß die Waren eine mit den bunten Naturalformenihrer Gebrauchswerte höchst frappant kontrastierende, gemeinsame Wertform besitzen - die Geldform. Hiergilt es jedoch zu leisten, was von der bürgerlichenÖkonomie nicht einmal versucht ward, nämlich dieGenesis dieser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Waren enthaltenen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel.< (MEW 23, 62)

Nun sind mit dem Nachweis der Genesis der Geldform mindestens drei verschiedene theoretische Anliegen verknüpft, die in der Wertformanalyse stängig ineinandergreifen.

(1) Zunächst einmal geht es um die strukturelle Generierung der GF im Sinne der alltäglich neu vollzogenen Reproduktion dieser Form durch das Handeln der Warenbesitzer. Das letzliche Ziel ist hier, nachzuweisen, daß Geld und Warenproduktion untrennbar miteinander verknüpft sind, was sich vornehmlich gegen jene kapitalismuskritischen Illusionen richtet, das Geld -- identifiziert als der Inbegriff der Mißstände des Kapitalismus -- könne abgeschafft werden, ohne die Warenproduktion selber abzuschaffen. Insofern handelt es sich beim marxschen Vorgehen um die Verknüpfung einer formanalytischen mit einer abstrakt handlungstheoretischen Ebene ( MH; für ihn allerdings theoret. erschöpfend; jedwede Transhistorisierung besipielende Illustration; s.später). Austauschprozeß: handlungstheoretische Ebene erfährt ihre inhaltliche Bestimmung -- dort: Marx untersucht (auf der Grundlage der gewonnenen Formbestimmungen) die logische Struktur des Handlungsproblems der Warenbesitzer, die ihre Waren austauschen wollen: die Personen müssen in ihren Handlungen, sofern sie sich zu ihren Arbeitsprodukten als Waren verhalten, die Gesetze der Warenwelt exekutieren ( Faust).

(2) Eine zweite Fragestellung zielt auf den Vergesellschaftungsmodus der menschlichen Arbeit, wie sie sich in Warenform präsentiert. Dazu werden im Blick des Analytikers zwei Waren aus der Warenwelt herausgenommen, um zu untersuchen, was in deren Verhältnis mit der menschlichen Arbeit geschieht, wobei dann die >drei Eigentümlichkeiten der Äquivalentform< gefunden werden (1. Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts, MEW 23, 70; 2. konkrte Arbeit wird zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit, MEW 2373; 3. Privatarbeit wird zur Form ihres Gegenteils, zu Arbeit in unmittelbar gesellscahftlicher Form, MEW 23 73). Hier wiederum ist eine doppelte analytische Grammatik auszumachen, die jeweils unterschiedliche Wertbegriffe voraussetzt und entsprechend die Fragestellung modifiziert. (Doppelbödigkeit des Analyseverfahrens  kontroverse Interpretationen).

(2a) Zum Einen nämlich kann die Untersuchung unter der Prämisse stattfinden, dass die zwei Waren aus der kapitalistische Warenwelt herausgenommen sind, womit die Untersuchung danach fragt, was, unter der Voraussetzung, dass das Wertgesez gilt, in dem einfachen Wertausdruck, also dem betrachteten Verhältnis zweier Waren, mit der menschlichen Arbeit passiert.

(2b) Zum Zweiten kann die Untersuchung unter der Prämisse stattfinden, dass der Charakter der betrachteten Waren nicht auf kapitalistische Bestimmungen eingeschränkt ist und dass damit das Schicksal der menschlichen Arbeit unabhängig von der Gültigkeit des Wertgesetzes untersucht wird (aber: Warenproduktion!).

Die erste Problemstellung ist also auf eine historisch spezifische Gesellschaftsformation beschränkt (kapPW), die zweite Problemstellung behauptet ihre Relevanz in transhistorischer Hinsicht (i.e.: zwar keineswegs omnihistorisch, aber nicht nur auf kapitalistische Verhältnisse beschränkt).

[Ironie: für die (anti-substanzialistische) Arbeitsmengen-Wert-Theorie sind das zwei kategorial unterschiedliche Paar Schuhe, während für die 'Anti-Quantitativisten' beide Fragestellungen verschwimmen, bzw: abgeschwächtes Kriterium: die historische diff. spec. = Verallgemeinerung der WF und ähnliche Phrasen. Hinweis: gegen Rede von >Randständigkeit< der WF (Vorkapitalismus) und verallgemein. WF (Kapitalism.); sic Motiv: Umschlag v. Quantität in Qualität]

(3) Das Ziel der WFA ist es schließlich, zu untersuchen, wie der Wert, der ein rein gesellschaftliches Verhältnis darstellt, einem Naturalisierungseffekt unterworfen ist (d.h. wie aus dem gesellschaftlcihen Verhältnis zwischen Menschen ein Verhältnis zwischen Dingen wird). Pointe des marxschen Vorgehens: nicht einfach Verblendungseffekt wird konstatiert, sondern es wird erklärt, wie dieser Effekt notwendig durch die in der Warenwelt Handelnden generiert wird. Der Schlüssel liegt für Marx im Polaritätsverhältnis der Waren im einfachen Wertausdruck (zur Erinnerung: Es ist die Äquivalentform, die suggeriert, dass der sich in ihr befindlichen Waren die Wertigkeit, die Werthaftigekit asl natürliches Attribut zukommt: >Indem die relative Wertform einer Ware, z.B. der Leinwand, ihr Wertsein als etwas von ihrem Körper und seinen Eigenschaften durchaus Unterschiedenes ausdrückt, z.B. als Rockgleiches, deutet dieser Ausdruck selbst an, daß er ein gesellschaftliches Verhältnis verbirgt. Umgekehrt mit der Äquivalentform. Sie besteht ja gerade darin, daß ein Warenkörper, wie der Rock, dies Ding wie es geht und steht, Wert ausdrückt, also von Natur Wertform besitzt. Zwar gilt dies nur innerhalb des Wertverhältnisses, worin die Leinwandware auf die Rockware als Äquivalent bezogen ist. Da aber Eigenschaften eines Dings nicht aus seinem Verhältnis zu andern Dingen entspringen, sich vielmehr in solchem Verhältnis nur betätigen, scheint auch der Rock seine Äquivalentform, seine Eigenschaft unmittelbarer Austauschbarkeit, ebensosehr von Natur zu besitzen wie seine Eigenschaft, schwer zu sein oder warm zu halten. Daher das Rätselhafte der Äquivalentform, das den bürgerlich rohen Blick des politischen Ökonomen erst schlägt, sobald diese Form ihm fertig gegenübertritt im Geld.< Sobald die Äquivalentform jedoch noch nicht auschließlich einer bestimmten Ware zukommt, sie vielmehr wehselnd verschiedenen Waren zukommt, verflüchtigt sich der Effekt fortwährend und ist somit als solcher Naturalisierungseffekt auch noch gar nicht vorhanden.

[Es ist offenkundig, dass der Naturalisierungseffekt im Geldfetisch nicht auf den Warenfetischismus in seiner spezifisch kapitalistischen Ausprägung beschränkt ist und die (quantifizierbare) abstrakte Arbeit in dieser Rücksicht nicht thematisch ist (deswegen auch ^Geldrätsel seit über 2000 Jahren^^).]

*** Abstrakte Arbeit

Ansätze einer intensiven werttheoretischen Debatte in der jungen SU: Issak Rubin differenziert zwischen

(a) physiologisch gleicher Arbeit,

(b) gesellschaftlich gleichgesetzter Arbeit und

(c) abstrakt-allgemeiner Arbeit (1924, 50ff, 100ff).

Er macht entgegen dem naturalistischen Verständnis von abstrA, das aus der ^physiologischen^^ Auffassung dieser Kategorie entspringt, deutlich, dass es sich um eine >spezifisch historische Form der Gleichsetzung von Arbeit< handelt, abstrA mithin >nicht nur ein gesellschaftlicher, sondern auch ein historischer Begriff ist< (1924, 95).

[Dagegen Dieter Wolf (1985): abstrA hat auch in allen nicht-kapitalistischen Gemeinwesen eine gesellscaftliche Bedeutung, insofern die gedellschaftliche Gesamtarbeit auf die eunzelnen Sphären verteilt werden müsse und dabei die einzelenen Arbeiten gleichgesetzt würden.  Jedoch: Zuteilung von Arbeit etwas grundsätzlich anderes als ihre qualitative Gleichsetzung.]

Zusätzlich muss eingeführt werden:

(c1) ein 'qualitativer' Begriff der abstrakten Arbeit [theoret. Bezug u.a.: WF und Aristoteles; s. später]

(c2) ein 'qualitativ-quantitativer' Begriff der abstrakten Arbeit [spezif. kapital.; als Ungedachtes bei Ricardo = Wertgesetz gilt bei: industriell beliebig (re-) produzierbarem Warenreichtum; problematischer Textbefund bei Marx Ms. K III: Wert nicht nur theoretisch prius vor Preis, sondern auch historisch  nicht ohne Grund eine Lieblingsstelle der Histo-Logiker; diskutieren -- Interpretationsmöglichkeit(en): WERT vs. ProduktionsPREIS, i.e. DurchschnittsprofitPREIS = Bedingungen des Ausgleichs zur qP' als differentia specifica historica, i.e. Freizügigkeit, Konkurrenz.]

*** >Monetäre< Werttheorie und >einfache Warenproduktion<

Hans-Georg Backhaus: marxistische vs. marxsche Werttheorie; strukturelle Gemeinsamkeit zwischen marxistischer und sowohl klassischer Arbeitswerttheorie als auch subjektiver Wertlehre: alle drei trennen Wertkonzeption und Geldtheorie; alle drei Werttheorien orientieren sich am Modell einer geldlosen Ökonomie (Geld = ein gegenüber dem Naturaltausch bloß zusätzliches Element, das ohne Einfluss auf die eigentliche Werkonzeption bleibt). Insofern seien -- trotz ihrer sonstigen enormen Unterschiede -- sowohl die klassische und die marxistische, als auch die subjektive, d.h. marginalistische Werttheorie >prämonetäre< Theorien. Dagegen sei die >monetäre< Wertheorie von Marx >als Kritik prämenotärer Werttheorien konzipiert -- sie ist auf der Darstellungsebene der einfachen Zirkulation essentiell Geldtheorie<.

Bruch mit jedweder historisierenden Interpretation der marxschen Werttheorie und zumal die Zurückweisung des im ML dogmatisierten Postulats der methodologischen >Einheit von Logischem und Historischem<.

Backhaus: marxsche Darstellungsform seiner Wert- und Geldtheorie ist weit mehr als präzise Formulierung der gesamten Thematik zu begreifen sei, denn als methodisch exakte Darlegung der Lösung. Grundsätzlich neu überdacht wurde dabei auch das theoretische Verhältnis von Engels und Marx  Engels, der doch die Arbeiten von Marx zum Teil in ihrem Entstehungsprozess verfolgen konnte und ihn mit Ratschlägen begleitetet, schlug in seinen editorischen Kommentaren und v.a. im Nachtrag zum von ihm nach Marxens Tod herausgegebenen dritten K-Band eine Lesart der ersten Kapitel von K I vor, die sich auf die spätere Marx-Interpretation verhängnisvoll ausgewirkt hat. Obwohl Marx selbst nirgends den Ausdruck >einfache Warenproduktion< als systematische oder historische Kategorie explizit einführt, hat Engels den ersten Abschnitt als eine historische Darstellung aufgefasst; als Darstellung der >einfachen Warenproduktion< -- und Marxens Konzept der einfachen Zirkulation damit, wie Backhaus befand, >in absurder Weise< missverstanden. Diese einfache Warenproduktion war für Engels eine arbeitswertfundierte Warenproduktion und habe jahrtausendelang mit dem durch die gegebenen Wertgesetz existiert, bis letzteres durch die kapitalistische Warenproduktion in einer weltgeschichtlichen Zäsur modifiziert worden sei.

Dabei redet Engels einer subjektiven Arbeitswerttheorie das Wort, die hinter Ricardos objektiven Arbeitswertbegriff zurückgeht und sich an Adam Smiths illusionärer Konstitution des vorkapitalistischen Arbeitswertes orientiert: >wie also<, fragt Engels, konnten die selbstwirtschaftende Warenbesitzer der einfachen Warenproduktion >ihre Produkte austauschen mit denen anderer arbeitenden Produzenten anders als im Verhältnis der darauf verwandten Arbeit? Da war nicht nur die auf diese Produkte verwandte Arbeitszeit der einzige geeignete Maßstab für die quantitative Bestimmung der auszutauschenden Größen; da war überhaupt kein anderer möglich. Oder glaubt man, der Bauer und der Handwerker seien so dumm gewesen, das Produkt zehnstündiger Arbeit des einen für das einer einzigen Arbeitsstunde des andern hinzugeben?< Erst durch die Einführung des Geldes wurde diese wundersame Welt der Arbeitszeitrechnung um ihre Transparenz gebracht. (Den inneren Zusammenhang zwischen dem Mythos einer arbeitswertfundierten einfachen Warenproduktion und den illusionen einer ^Arbeitsstundenzetteltheorie^^, die das Geld abschaffen, die Warenproduktion jedoch verewigen möchte  Nadia Rakowitz)

So sah Engels die Darstellung der einfachen Zirkulation nicht (oder nicht nur) als vorläufige Ebene der theoretischen Durchdringung, sondern als >korrigiertes Spiegelbild< (MEW 13, 475) des Anfangs der bürgerlichen Gesellschaft, denn >womit diese Geschichte anfängt, damit muss der Gedankengang ebenfalls anfangen<.

In konsequenter Weiterführung dieses Mythos wurde - von methodologischen Fragestellungen wenig beeindruckt - in der formgenetischen Darstellung der Wertformen die Widerspiegelung des realen wirtschafthistorischen Prozesses gesehen und eine marxistische Wirtschaftsgeschichtsschreibung auf diese Interpretation zu verpflichten versucht; am extremsten von Ernest Mandel, der -- seinerseits außerhalb des Offizialdiskurses des ML stehend-- die subjektive Arbeitswertlehre auf gänzlich absurde Weise mit ethnologischen Befunden garnierte.

Um die epistemologische Klärung des Zusammenhangs von Logischem und Historischem bemühte Interpretationen wie diejenige Jindrich Zelenýs versuchten dem schwierigen Verhältnis zwischen historischen Betrachtungsebenen und strukturanalytischer Darstellung mit der auf Marx zurückgedeuteten ›strukturell-genetischen Methode‹ Herr zu werden.

Klaus Holzkamp unterschied die wirkliche Geschichte der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft von den entwicklungsnotwendigen Stufen dieser Entstehung. Die >logische< Entwicklung der Kategorien stelle nichts anderes als diese Stufenfolge dar. Das >logisch-historische Verfahren< von Marx begreife >das Wesen des Gegenstandes aus der Entwicklungslogik seines Gewordenseins<. In Anschluss an Holzkamp und Zelený begriff Wolfgang F. Haug das marxsche Darstellungscerfahren als ›genetische Rekonstruktion‹: Marx rekonstruiere >theoretisch-streng einen genetischen Zusammenhang<.

In der politischen Ökonomie des ML wurden die Diskussionsansätze hinsichtlich einer Neuinterprettaion der Werttheorie -- Vladimir Schkredov und Alexander Tschepurenko in der SU, Peter Ruben und Hans Wagner in der DDR -- erstickt, der paradigmatische Wechsel vollzog sich dennoch untergründig erfolgreich  (a) Anfang der 80er Jahre: im m-l HB der Wirtschaftsgeschichte ist von einem Wertgesetz in vorkapitalistischen Gesellschaft keine Rede mehr, (b) letztes DDR-Lehrbuch Politische Ökonomie (1988): konstatiert unumwunden = im Anfangsabschnitt des Kapital keineswegs eine einfache Warenproduktion, sondern der Kapitalismus.

Durch die Zurückweisung eines prämonetären Wertbegriffs war Marxens Darstellung der Genese der Geldform nicht mehr zu verwechseln mit einer Geschichte des Übergangs von Gemeinwesen ohne Geld zu Warengesellschaften oder von Gesellscahften mit archaischem Geld zu solchen, in denen das Geld dieselbe gesellschaftliche Bedeutung hat wie im Kapitalismus. Vielmehr handelte es sich nun um die Darstellung der Art und Weise, wie die Geldform notwendig aus der Warenform hervorgeht, als komplementärer und zugleich selbständiger Ausdruck der produzierten Tauschwerte.

Die Atrraktivität einer als essentielle Geldtheorie verstandenen marxschen Werttheorie besteht nicht zuletzt darin, dass mit ihr der krisentheoretische Gehalt der marxschen Geldtheorie hervorgehoben wird. ( MH)

Dabei ist es für die von Backhaus inaugurierte ^logische^^ Interpretation der marxschen Werttheorie charakteristisch, dass sie die marxsche Methode in elementare Nähe zur hegelschen Logik rückt, womit die Suggestion nahegelegt ist, es handele sich bei der formgenetischen Kategorienentwicklung um die Selbstentfaltung des Wertbegriffs. (Ironie der Geschichte: die von der logischen Interpretation zurückgewiesenen logisch-historische Methode berief sich in ihren elaborierten Varianten ebenfalls auf die hegelsche Logik -- ausgehend von Engels Flirt mit der hegelschen Dialektik in seiner Rezension zu Marxens Zur Kritik, vermittelt über Lenins überschwengliches Diktum, das marxsche Kapital sei ohne die hegelsche Wesenslogik überhaupt nicht zu verstehen.)

In konsequenter begriffslogischer Interpretation wäre jedoch gerade die spezifische Qualität der Wertgegenständlichkeit als einer gesellschaftlichen Eigenschaft, die nie einer Ware allein zukommen kann, kaschiert.  vgl. Ablehnung der ^logischen^^ Interpretation als >hegelianisierendes Deutungsmuster< (W.F.Haug). Der Unterschied zwischen iener (im hegelschen Sinne) begriffslogischen und einer darstellungslogischen Interpretation ist erst in den 1990er Jahren ins Bewusstsein getreten.

*** Realabstraktion und Denkabstraktion -- Sohn-Rethel, Thomson und die Reflexion des Tauschwerts

Unabhängig voneinader versuchten beide seit den 1930er Jahren, die Anfänge des abstrakten Denkens aus dem Auftreten der Geldwirtschaft [sic -- was heißt G-Wirtschaft  Postan-Debatte] abzuleiten.

Bei beiden: Historisierung der Wertform(en) soll dafür herhalten, eine materialistische Erkentniskritik zu begründen.

Ausgehend von den Begriffsbildungen in Karl Marx' Warenanalyse und durch deren Ausweitung auf vorkapitalistische resp. antike Verhältnisse glaubt Sohn-Rethel >einleuchtend machen zu können, daß die logische Formbestimmtheit des rationalen Denkens in direkter Weise von der Formbestimmtheit des Waren-Geld-Austausches bedingt ist<, d.h.: >Die Abstraktion vom Gebrauchswert ist objektive, naturwüchsige Funktion des Warentauschs. [...] Soweit sich historisch im Denken der Menschen Züge zeigen, die mit der Warenabstraktion Verwandtschaft haben, kann das nur nachfolgende und sekundäre Wirkung der Warenwirtschaft auf das menschliche Denken sein.<

Sohn-Rethel: >Entstehung der Geldform< macht möglich, dass die >Realabstraktion der ^Warenform^^ sich in die Denkabstraktion der Begriffsform umsetzt.<  Lediglich die >Reflexion< dieser (Real-) Abstraktion >ist menschliche Leistung, die sich den Warenbesitzern nach und nach aufdrängt, nicht von ihnen gesucht wird.<

Abstrakte Arbeit in der Antike = (warenproduzierende) Sklavenarbeit (sic).

Thales' >Satz: Alles ist Wasser, heißt soviel wie: Alles ist Warenstoff, oder: Aus allem kann man Ware machen -- sofern nämlich die Arbeit Eigenschaft gekaufter Sklaven ist und in dieser Gestalt alles, was sie produziert, als Ware produziert.<

[NB: SR's Realabstraktion (vgl. Simmel) hat mehr Verwirrung in die Diskussion gebracht, denn klärendes Theorem zu sein]

Real- und Tauschabstraktion -- SRs Unterstellungen:

(1) Äquivalenzbeziehungen zwischen Gegenständen führen zu Identitätsbehauptungen über Gegenstände [sic sic sic]

(2) Formbestimmtheit des Warentauschs identisch mit Formbestimmtheit logischen Denkens [sic sic sic]

Thomson: das Denken des zivilisierten Menschen steht >von seiner frühesten Zeit bis heute unter dem, was Marx den Warenfetischismus genannt hat, das heißt, unter dem von den gesellschaftlichen Beziehungen der Warenproduktion erzeugten ^falschen Bewußtsein^^ [Warenfet. = falsch. Bewussts.!]. In der frühen griechischen Philosophie können wir verfolgen, wie dieses ^falsche Bewusstsein^^ nach und nach Gestalt annimmt und für die Gegenstandswelt Kategorien ausprägt, welche der Natur statt der Gesellschaft anzugehören scheinen. Das ^Eine^^ des Parmenides mag deshalb, ebenso wie der spätere Begriff der ^Substanz^^, als Abbild oder Widerspiegelung [!] der Substanz des Tauschwerts bezeichnet werden.<

(Vgl. R.W.Müller, kann gute Fragen stellen, gibt aber zu oft halbseidene Antworten)

WFA soll erklären, wie die Vorstellung des Einen (Einheit), der Substanz in den Geist des Menschen gekommen ist (vgl. Kritik der Pariser Schule um Vernant).  vgl. dieses 'Sohn-Rethel-Syndrom' bei Reichelt (Brakemeier-Festschrift).

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