Wörterbuch der Sozialistischen Ökonomie, Berlin 1967 (Dietz Verlag), S. 511-513.
Wertgesetz: ökonomisches Gesetz der Warenproduktion, des äquivalenten Austausches. Es bringt die objektive ökonomische Notwendigkeit der Warenproduktion zum Ausdruck, die Erzeugnisse zum gesellschaftlich notwendigen Arbeitsaufwand zu produzieren und zu realisieren. In der auf dem Privateigentum beruhenden Warenwirtschaft reguliert das W. die Verteilung der Produktionsmittel und der Arbeit auf die Volkswirtschaftszweige spontan. In der einfachen und kapitalistischen Warenproduktion setzt sich das W. im Konkurrenzkampf über den Mechanismus der Abweichung der Marktpreise vom Wert durch. Das W. "bahnt sich den Weg über die zufälligen und ständig schwankenden Austauschverhältnisse der Produkte der privaten Arbeit nur gewaltsam als regulierendes Naturgesetz..." (K. Marx). Die spontanen Schwankungen der Preise um den Wert zwingen die Warenproduzenten, die Produktion dieser oder jener Waren zu erweitern oder einzuschränken, sich jenen Zweigen zuzuwenden, in denen die Warenpreise unter dem Einfluß der wachsenden Nachfrage höher als der Wert sind, und jene Zweige zu verlassen, in denen die Warenpreise infolge des Absinkens der Nachfrage unter dem Wert liegen. Das W. ist auch im Sozialismus ein echtes ökonomisches Gesetz, das auf der Grundlage der sozialistischen Produktionsverhältnisse wirkt und aufs engste mit ihnen verflochten ist (W. Ulbricht). Es wird vom sozialistischen Staat bewußt zur Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion ausgenutzt. Die Wirkung des W. vollzieht sich über die verschiedenen Wertkategorien, wie Preis, Kosten, Gewinn usw. Es steht in enger Wechselwirkung mit den anderen ökonomischen Gesetzen der sozialistischen Gesellschaftsordnung und ist vielfältig mit allen ökonomischen Prozessen verbunden. Rolle und Stellung des W. werden durch die herrschenden sozialistischen Produktionsverhältnisse und die auf ihrer Grundlage wirkenden anderen ökonomischen Gesetze des Sozialismus bestimmt. Seine grundlegende Bedeutung ergibt sich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Wirken des Gesetzes der Ökonomie der Zeit. Das W. wird im neuen ökonomischen System, in der wissenschaftlichen Führungstätigkeit bei der Planung und mit Hilfe des Systems der wirtschaftlichen Rechnungsführung und des Prinzips der persönlichen materiellen Interessiertheit ausgenutzt, um die Produktion, den Aufwand an gesellschaftlicher Arbeit zu senken und den wissenschaftlich-technischen Fortschritt durchzusetzen. Das W. ist im Sozialismus kein noch vorhandenes notwendiges Übel und Erbe des Kapitalismus, sondern wirkt in immer stärkerem Maße in der sozialistischen Produktion. Die mit der Existenz des W. verbundenen ökonomischen Kategorien, wie Selbstkosten, Preis, Geld, Kredit, Zins u.a., werden in der Planung ausgenutzt und wirken als ökonomische Hebel.
Das W. ist im Sozialismus kein spontaner Regulator zur Verteilung der Arbeit und der Produktionsmittel, da diese Verteilung auf der Grundlage des Wirkens des Gesetzes der planmäßigen, proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft vorgenommen wird. Das W. erfordert, die lebendige und vergegenständlichte Arbeit nach gesellschaftlich notwendigen Normen zu verausgaben, vermittels des Wertes und seiner Form zu berechnen und zu verteilen. Der Arbeitsaufwand wird in Wertform ausgedrückt, und der gesamte Reproduktionsprozeß vollzieht sich mittels der Wertkategorien (Wert, Preis u.a.). Die sozialistische Gesellschaft nutzt das W. für die Planung und Leitung der Volkswirtschaft, für die Rechnungslegung und Kontrolle, zur materiellen Stimulierung und zur rationellen Organisation der Produktion sowie zur Durchführung der technischen Revolution. So fungieren die Wertkategorien als Meßinstrument der gesellschaftlichen Arbeit. Die für die Produktion und Realisierung der Waren aufzuwendende lebendige und vergegenständlichte Arbeit wird in der Wertform gemessen. In Kosten, Preisen usw. ausgedrückt sind die verschiedenen konkreten Arbeiten allgemein vergleichbar und in ihrem gesellschaftlich notwendigen Umfang -- als gesellschaftlich notwendige Selbstkosten, gesellschaftliches Reineinkommen, notwendiger Fondszuschuß usw. -- zu bestimmen.
Die Hebelwirkung der Wertkategorien wird auf der Grundlage des Planes und in Wechselwirkung mit ihm ausgenutzt, um die objektiven Interessen der Gesellschaft in eine solche zwingende ökonomische Form zu kleiden, die für jeden Betrieb und für jeden Werktätigen über solche ökonomischen Kategorien wie Preis, Kosten, Gewinn, Prämien, Lohn, Kredit, Zins und andere Formen nur das von Vorteil sein läßt, was der Gesellschaft nützt. Diese Hebelwirkung erfolgt vor allem im Rahmen der wirtschaftlichen Rechnungsführung und verknüpft das wachsende Bewußtsein in der Verwirklichung der ökonomischen Gesetze des Sozialismus aufs engste mit den unmittelbaren materiellen Interessen der Werktätigen. Die auf dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln beruhende Übereinstimmung zwischen den gesellschaftlichen Erfordernissen mit den materiellen Interessen der Kollektive und Individuen wird voll als entscheidende Triebkraft der ökonomischen Entwicklung zur Wirksamkeit gebracht.
(Unterstreichungen von mir, C. Purzelbaum.)