[Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, S. 3248. Digitale Bibliothek Band 3: Geschichte der Philosophie, S. 15510 (vgl. Eisler-Begriffe Bd. 2, S. 439)]
— Subject (subiectum, hypokeimenon) bedeutet: 1) ontologisch: den, »Träger« von Zuständen, Wirkungen überhaupt, das Substrat (s. d.), die Substanz (s. d.). 2) logisch: den »Träger« des Prädicats (s. d.), den Satzgegenstand, denjenigen Denkinhalt im Urteil (s. d.). von dem das Prädicat ausgesagt wird. Das logische Subject ist die einheitliche Totalität von Wirkungsmöglichkeiten, Seinsmodificationen, deren einer Teil im Prädicat herausgehoben, für sich fixiert und zum Ganzen in eine bestimmte Beziehung gesetzt wird (vgl. Urteil). 3) bedeutet »Subject« den »Träger« der psychischen Erlebnisse als solcher, das psychische, geistige Subject. Dieses ist die im Fühlen, Denken und Wollen constant sich betätigende und erhaltende Bewußtseinseinheit, das Identitätsprincip im Geistigen in seiner lebendigen, concreten Activität. Das Subject ist weder eine bloße Summe von psychischen Elementen noch ein Wesen hinter dem Bewußtsein, sondern eine active Einheit im Bewußtsein (s. d.), von dem es ein untrennbares Moment bildet: Kein Subject ohne Bewußtsein, kein Bewußtsein ohne Subject. Es gehört zum Wesen des Bewußtseins, ein Subjectmoment zu enthalten, das sich unter Umständen (in der Reflexion) als solches zu appercipieren und deutlich den Objecten (s. d.) gegenüberzustellen vermag, aber auch vor aller Reflexion, rein functionell, besteht. Das geistige Subject ist identisch mit dem »reinen Ich« (s. d.), der Ichheit als solcher. Das Verhältnis des Ich-Subjects zu seinen Zuständen ist ursprünglich vorbildlich für das Inhärenzverhältnis (s. d.). Durch Introjection (s. d.) gestaltet das vorwissenschaftliche Denken die Objecte (s. d.) der Außenwelt zu Subjecten, zu Gegen-Ichs, schreibt ihnen ein Für-sich-sein zu. in kritisch geläuterter Weise darf dies auch die Metaphysik tun. Indem so das »subjective« Sein zum »Selbstsein« wird, biegt sich der moderne Subjectbegriff in den älteren zurück, indem er ihn zugleich vergeistigt.
— Dieser ältere Subjectbegriff ist der des substantiellen Trägers objectiver Eigenschaften, des objectiven Wirklichen im Unterschiede vom bloß vorgestellten »obiectum« (s. d.). »Subiectum« ist die Übersetzung des hypokeimenon (Unterliegenden), worunter ARI- STOTELES sowohl das logische Subject (Phys. I 2, 185 a 32) als auch die Substanz (s. d.) als Eigenschafts-Träger versteht Met. VII 3, 1029 a 1). to d' hypokeimenon esti hou ta alla legetai, ekeino d' auto mêketi kat' allou (l. c. VII 3, 1028 b 36). ta en hypokeimenô = »subiectivum« im scholastischen Sinne (s. unten).»Subiectivus« schon bei APULEIUS (De dogmate Platon. III). »Subiectum« im Sinne des logischen und realen Trägers schon bei BOËTHIUS (Isag. Comm. p. 39,. 11, 15. Introd. ad categ. syll., Opp. 1546, p. 562).
— In der mittelalterlichen Philosophie und darüber hinaus bedeutet »subiectum« das substantielle Wesen außer dem Erkennen, »esse subiectivum« das wirkliche, vom Erkennen unabhängige Sein. Erst spät erhält »subiectiv« die entgegengesetzte Bedeutung (s. Subjectivität), indem es zur Bezeichnung der Abhängigkeit des Objects vom Subjecte des Erkennens dient (vgl. Trendelenburg, Elem. Log. Arist. p. 54). - Subjectiv im heutigen Sinne wird im Altertum bezeichnet durch nomô kai thesei, pros hêmas (so bei DEMOKRIT, s. Qualitäten). Bei SCOTUS ERIU- GENA steht dafür »sola ratione«, »in nostra contemplatione«, »in ipso solo rationis contemplatione« (De div. nat. p. 492 d, 493 d, 528 a), bei andern durch »obiective« (s. d.). - Nach ALBERTUS MAGNUS bezeichnet »subiectum« dreierlei: 1) »Quod principaliter intenditur et in principali parte scientiae«. 2) »De quo et de cuius partibus probantur passiones«. 3) »Quod ad haec adminiculatur« (Sum. th. I, 3, 1). Nach THOMAS, ist »subiectum« so viel wie »hypostasis«, »substantia«, »suppositum« (7 met. 13 a. 5 phys. 2 a. 2 an. 1 d. Sum. th. I, 29, 1 c). »Subiectum est causa propriae passionis, quae ei per se inest« (1 anal. 38 a). »Actus voluntatis... est intelligibiliter in intelligente, sicut in primo principio et in proprio subiecto« (Sum th. I, 87, 4. Subject des Denkens). DUNS, SCOTUS bestimmt: »Ens rationis est subiectum logicae, ens in quantum mobile est subiectum naturalis scientiae, ens sub ratione est subiectum metaphysicae« (vgl. Prantl, G. d. L. III, 203). DURAND VON ST. POURÇAIN stellt einander gegenüber: »obiective cognita« und »in ipsa re subiectiva« (In l. sent. I, 19, 5. 27, 2). Nach WILHELM VON OCCAM ist »subiectum« »quod realiter subsistit alteri rei inhaerenti sibi et advenienti realiter«. Jeder psychische Vorgang als solcher ist »subiective in anima«. »Sensationes sunt subiective in anima sensitiva mediate vel immediate« (Quodl. 2, qu. 10).
— HOBBES bemerkt: »Subiectum sensionis ipsum est sentiens, nimirum animal« (De corp. 25, 3). Den scholastischen Sprachgebrauch hat DESCARTES, (Medit. III). Unser »subjectiv« bezeichnet er durch »in nostra tantum cogitatione«, »in sola mente«, »in perceptione nostra«, »in sensu« (Princ. philos. I, 57, 67, 70). LEIBNIZ: »subiectum ou l'âme même« (Erdm. p. 645 e). Von nun an beginnt die neuere Bedeutung von »subiectiv« aufzutreten. BAUMGAR- TEN versteht unter »fides sacra subiective sumpta« den Glauben als Act (Met. § 758). ULRICH bemerkt: »Subiective... mihi verum aliquid est, quod et quousque ita videtur« (Inst. log. § 33). Die neuere Bedeutung auch bei TETENS (Philos. Vers. I. 344), LAM- BERT (Neues Organ. Phaen. l, § 66) u. a. Nach MENDELSSOHN sind gewisse Vorstellungen »nicht bloß Abänderungen von mir und einzig und allein in mir selbst, als ihrem Subject, anzutreffen« (Morgenst. I, 5). Auch der Idealist unterscheidet »die subjective Reihe der Dinge, die nur in ihm wahr ist, von der objectiven Reihe der Dinge, die allen denkenden Wesen nach ihrem Standorte und Gesichtspunkte gemeinschaftlich ist« (l. c. I, 6). Nach CRUSIUS ist Subject dasjenige, »worinnen wir denken, daß die Eigenschaften subsistieren« (Vernunftwahrh. § 20). Es gibt absolute und relative Subjecte (l. c. § 21). - BERKELEY versteht unter Subject den Geist, das Ich, die Seele. das, worinnen die Ideen existieren, d.h. wodurch sie percipiert werden (Princ. II). Es kann nur vermöge seiner Wirkungen erfaßt werden (l. c. XXVII). Das Subject ist durchaus activ, einfach, unteilbar (l. c. LXXXIX, XCI). Nach HUME ist das Subject das Ich (s. d.), als solches ein Complex von Bewußtseinsinhalten. Ein mit sich identisches, beharrendes Subject setzt nur die Einbildungskraft, »um die Veränderung in uns zu verdecken« (Treat. IV, set. 6).
— Durch KANT wird die neuere Bedeutung von »subjectiv«, »Subject« besonders propagiert. »Idealis et subiecti mero arbitrio« (De mund. sens. sct. I, § 2). »Subjective Bedingung« der Anschauung (Krit. d. rein. Vern. S. 61. vgl. Anschauungsformen, Raum, Zeit, Subjectivität). Urteile sind »bloß subjectiv, wenn Vorstellungen auf ein Bewußtsein in einem Subject allein bezogen und in ihm vereinigt werden«, objectiv, »wenn sie in einem Bewußtsein überhaupt d. i. darin notwendig vereinigt werden« (Prolegom. § 22). Subjectiv ist hier also, was vom einzelnen, individuellen Subjecte als solchem abhängig ist, was sich auf dessen zufälliges Erleben bezieht (s. Objectiv). In unserem Denken ist das Ich »das Subject, dem Gedanken nur als Bestimmungen inhärieren« (Krit. d. rein. Vern. S. 298). »Alle Prädicate des innern Sinnes beziehen sich auf das Ich, als Subject, und dieses kann nicht weiter als Prädicat irgend eines andern Subjects gedacht werden« (Prolegom. § 46). Aber das Subject des Bewußtseins ist nicht mit der substantiellen Seele (s. d. u. Paralogie) zu verwechseln. - Nach MAASS ist eine Empfindung objectiv, »sofern dadurch das Empfundene von ihr selbst unterschieden und als Object vorgestellt wird. Sofern dieses nicht geschieht, sondern bloß ein subjectiver Zustand appercipiert wird, heißt sie subjective Empfindung« (Gefühl. Vers. üb. d. Gef. I, 1 ff.). JAKOB versteht unter dem Subjectiven der Empfindung den »Grad der Rührung, den das Subject innerlich empfindet« (Gr. d. Erfahrungsseelenl. S. 133). Das Objective der Empfindung ist »das äußere Mannigfaltige, welches empfunden wird und dessen Vorstellung eigentlich die Anschauung heißt« (ib.). KRUG versteht unter subjectiven Gründen des Fürwahrhaltens »außerhalb des Gegenstandes und der Erkenntnisgesetze liegende Gründe (z.B. Neigungen, Bedürfnisse, Zeugnisse)« (Fundamentalphilos. S. 235). TENNEMANN bemerkt: »Jede Erkenntnis ist etwas Subjectives, in dem Bewußtsein Enthaltenes« (Gr. d. Gesch. d. Philos.3, S. 27). FRIES bestimmt: »Man nennt den erkennenden Geist das Subject« (Neue Krit. I, 73). Nach REINHOLD gehören Subject und Object zu jeder Vorstellung (Vers. ein. neuen Theor. II, 207. s. Bewußtsein). »Das, was sich bewußt ist, heißt das Subject« (l. c. S. 325).
— Bei J. G. FICHTE wird das »Ich«, das (allgemeine) Subject des Bewußtseins zum Weltsubjecte, in diesem Sinne zur Substanz des Seins (s. Ich, Idealismus).»Kein Subject, kein Object. kein Object, kein Subject« (Gr. d. g. Wissensch. S. 131). Subject ist das Ich, sofern es das Nicht-Ich (s. d.) setzt (l. c. S. 139). »Ich weiß nicht von mir, ohne eben durch dieses Wissen mir zu etwas zu werden. oder, welches dasselbe heißt, ein Subjectives in mir und ein Objectives zu trennen. Ist ein Bewußtsein gesetzt, so ist diese Trennung gesetzt, und es ist ohne sie gar kein Bewußtsein möglich« (Syst. d. Sittenl. S. VI f.). »Ich finde mich ursprünglich als Subject und objectiv zugleich. und was das eine sei, läßt sich nicht begreifen, außer durch Entgegensetzung und Beziehung mit dem andern« (l. c. S. 101). »Das Vernunftwesen setzt sich absolut selbständig, weil es selbständig ist, und es ist selbständig, weil es sich so setzt. es ist in dieser Beziehung Subject-Object« (l. c. S. 68). Im Verhältnis zum Leibe ist das Subjective der Wille (l. c. S. XVI). Nach SCHELLING ist Subject, »was nur im Gegensatze aber doch in Bezug auf ein schon gesetztes Object bestimmbar ist« (Vom Ich, S. 8 f.). Der »Inbegriff alles Subjectiven« ist das Ich, die Intelligenz, das Vorstellende (Syst. d. tr. Ideal. S. 1). Im Selbstbewußtsein (s. d.) sind Subject und Object eins (so auch im Absoluten, in der »Identität« Gottes, s. d.). »Der Begriff einer ursprünglichen Identität in der Duplicität, und umgekehrt, ist... nur der Begriff eines Subject-Objects, und ein solches kommt ursprünglich nur im Selbstbewußtsein vor« (l. c. S. 44 ff., 56). In verschiedenen Graden, »Potenzen« (s. d.) liegen Subjectivität und Objectivität in den Dingen. Die Natur ist auch ihrem Wesen nach Subject-Object (WW. I 10, 106). »Die ganze Natur bildet... eine zusammenhängende Linie, welche nach der einen Richtung in überwiegender Obiectivität, nach der andern Seite in entschiedene Übermacht des Subjectiven über das Obiective ausläuft« (l. c. S. 229). Nach ESCHENMAYER bilden Subjectivität und Objectivität »nur Wechselverhältnisse..., wovon immer eines sich im andern abspiegelt« (Psychol. S. 3). Die Objectivität ist »ein Widerschein der Subjectivität« (l. c. S. 10). - Nach HEGEL ist die Idee (B. d.) als Subject Geist (Encykl. § 213). Die Weltsubstanz ist Weltsubject. Das Subject ist psychisch »die Tätigkeit der Befriedigung der Triebe, der formellen Vernünftigkeit« (l. c. § 475). Der »subjective Geist« ist der Geist als psychisches, als Bewußtseinssubject, der »Geist in seiner Idealität sich entwickelnd«, als erkennend (l. c. § 387). Der Begriff ist als formeller Begriff ein Subjectives (Log. III, 32). Die Subjectivität der Sache ist »das in sich gegangene allgemeine Wesen der Sache, ihre negative Seite mit sich selbst« (l. c. III, 115). SCHOPEN- HAUER erklärt: »Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Subject. Es ist sonach der Träger der Welt, die durchgängige, stets vorausgesetzte Bedingung alles Erscheinenden, alles Objects: denn nur für das Subject ist, was nur immer da ist.« »Ihm kommt... weder Vielheit, noch deren Gegensatz, Einheit, zu. Wir erkennen es nimmer.« Es liegt nicht in Baum und Zeit (W. a. W. u. V. I. Bd., § 2). Im ästhetischen (s. d.) Schauen ist das Individuum »reines, willenloses, schmerzloses, zeitloses Subject der Erkenntnis«, Correlat der Idee, dem Satz vom Grunde nicht unterworfen (l. c. § 34). Das Subject als solches kann niemals Object werden (Parerg. II, § 28). Princip der Subjectivität ist der zeitlose Wille (s. d.). Das »empirische Subject des Erkennens« hingegen ist »nichts Selbständiges, kein Ding an sich, hat kein unabhängiges, ursprüngliches, substantielles Dasein. sondern es ist eine bloße Erscheinung, ein Secundäres, ein Accidens, zunächst durch den Organismus bedingt, der die Erscheinung des Willens ist: es ist... nichts anderes als der Focus, in welchem sämtliche Gehirnkräfte zusammenlaufen« (l. c. § 32). »Dadurch daß einer bei der Contemplation sich selbst vergißt, bloß weiß, daß hier jemand contempliert, aber nicht weiß, wer es ist, d.h. von sich nur weiß, sofern er von den Objecten weiß: dadurch erhebt er sich zum reinen Subject des Erkennens und ist nicht mehr ein (immer beschränktes, einzelnes) Subject des Wollens« (Neue Paralipom. §
— Nach CHALYBAEUS ist Subject »die denkende Monas, sofern sie sich von der Obiectivität selbst unterscheidet« (Wissenschaftsl. S. 217). Nach HER- BART ist das zu den Vorstellungen Vorausgesetzte, das Subject, ein Denkendes (Psychol. als Wissensch. II, § 131). Nach BENEKE enthält schon die sinnliche Empfindung das Bedingende oder die Grundlage für das »Bewußtsein vom Subjectiven«. Das Subjective (in den »Urvermögen« gegeben) ist »das eigentlich Bewußtsein-Erzeugende« (Lehrb. d. Psychol.3, § 130). GEORGE bestimmt das Subject als den bleibenden »Ort«, »von welchem neben- und nacheinander verschiedene Wirkungen ausgehen, die alle dem Subjecte in seiner Einheit beigelegt werden« (Lehrb. d. Psychol. S. 468). Nach J. H. FICHTE stellt der Geist sich als Subjectives einem »Ändern« als Objectivem gegenüber und gewinnt damit das Bewußtsein seiner Einheit (Psychol. I, 216). Nach W. ROSEN- KRANTZ sind Subject und Object »die notwendigen Voraussetzungen zum Wissen«, müssen zugleich im Wissen selbst noch fortbestehen (Wissensch. d. Wiss. I, S. 130 f.). Im Subject liegt »der erste und unveräußerliche Grund alles Wissens, welcher im menschlichen Bewußtsein niemals zum Object werden kann, weil damit das Wissende und sohin das Wissen selbst aufgehoben würde« (l. c. S. 132 f.). Auf der »freien Selbstbestimmung im Subjecte« beruht alles Wissen (l. c. S. 132). Nach K. FISCHER ist das Subject des Erkennens nicht in der Zeit, sondern sie in ihm (Krit. d. Kantschen Philos. S. 13). Nach H. SPENCER ist das Subject der unbekannte, permanente Nexus, welcher selbst niemals Bewußtseinszustand ist, aber alle Bewußtseinszustände zusammenhält (Psychol. § 469. vgl. First Princ.).
— Nach GREEN u. a. Idealisten (s. d.) ist das unendliche Subject nicht in Raum und Zeit. Die Correlation von Subject und Object betont S. LAURIE. vgl. A. BAIN, Object. auch E. LAAS (S. Correlativismus, Object). Nach P. NATORP steht das Subject, die Bewußtheit, Ichheit selbst als Bewußtseinsform nicht in Raum und Zeit (Einl. in d. Psychol. S. 11 ff., 30, 68, 70, 112). R. HAMERLING bemerkt: »Das Ich als Subject ist das allgemeine, unendliche, absolute, das Ich als Object das endliche, individuelle Ich« (Atomist. d. Will. I, 233). Nach REHMKE ist das Bewußtseinssubject in allen identisch, es ist »das einheitstiftende Moment des Augenblicks-Bewußtseins«, ist absolut einfach (Allg. Psych. S. 50 ff.), ist ursprünglich (l. c. S. 155), Einheitsgrund (l. c. S. 452 ff.), kann nicht Object werden (l. c. S. 153), ist nur »Subjectsbewußtsein« (l. c. S. 152). Nach SCHUPPE ist Subject das Ich (s. d.), etwas, »was nur Eigenschaften haben, Tätigkeiten ausüben kann, niemals aber etwas anderes zu seinem Substrate haben, an etwas anderem haften kann, ihm als seine Eigenschaft oder Tätigkeit zukommen kann« (Log. S. 16). M. KAUFFMANN versteht unter dem Subject die »höchste Form, die anschauliche Einheit der räumlichen und der zeitlichen Welt« (Fundam. d. Erk. S. 14). Subject ist nicht ein den Objecten Entgegengesetztes, nicht eine Art von Objecten, sondern »bloß die oberste Einheitsform aller Objecte überhaupt«, des Bewußtseins (l. c. S. 45). - Nach MÜNSTERBERG ist das actuelle Subject zeitlos. zeitsetzend, aber nicht zeitfüllend, wie das psychophysische Subject (Grdz. d. Psychol. I, 255). Letzteres ist schon das objectivierte Ich, rein subjectiv ist nur das lebendig-wertsetzende, stellungnehmende Subject (vgl. l. c. S. 202 ff.). - Nach P. CARUS ist unser An-sich »von uns aus betrachtet 'Subject an sich', aber andern Subjecten gegenüber 'Object an sich'« (Met. S. 20). Kein Subject ohne Object, ohne sein näheres Object: »Jedes Subject, um Subject sein zu können, muß sich selbst als Object betrachten können« (l. c. S. 18). Unser Subject ist empirisch der empfindende Leib (»objectiviertes Subject«). Unser Subject an sich ist unerkennbar. der Mittelpunkt unseres Denkens und Seins selbst ist »transcendent und unabhängig von den obersten Naturgesetzen« (l. c. S. 23). Jedes Object ist potentiell Subject. Subject und Object an sich sind »insofern dasselbe, als beide das letzte 'an sich', das Metaphysische der Dinge sind« (l. c. S. 24). Nach E. v. HART- MANN ist das Subject an sich das »Unbewußte« (s. d.). Nach DREWS sind Subject und Object des Bewußtseins nicht ursprünglich gegeben, sondern »nur die entgegengesetzten Pole des Bewußtseins, die eben in diesem correlativen Verhältnis zueinander diejenige Form constituieren, die wir Bewußtsein nennen« (Das Ich, S. 144). Nach HODGSON werden die Inhalte des Bewußtseins unmittelbar erfahren, »but that the feelings the subjective aspect, are a Subject, an I or a Self - this is not perceived in that indivisible moment. but is the product of direct separative perception combined with it« (Philos. of Reflect. I, 113 f.). Nach J. WARD ist das »pure Ego or Subject« »the simple fact that everything mental is referred to a Self« (Encycl. Brit. XX, 38). Schon die einfachste psychische Form schließt ein »a subject feeling« (l. c. p. 41). FOUILLÉE betont: »Le sujet et l'objet ne sont pas primitivement dans la conscience à l'état de termes purement intellectuels, l'un représentatif et l'autre représenté: le sujet est un vouloir, qui ne se contente pas de représenter les objets, mais tend à les modifier en vue de lui-même« (Psychol. d. id.-forc. II, 148). Das wollende, denkende Subject kann nicht als Ding, Object, nur als Action begriffen werden (l. c. I, 133). alle Objecte als solche sind Phänomene (l. c. II, 184). Nach A. RIEHL entsteht das Ich als Subject durch die Apperception der Gefühle (Philos. Krit. II 1, 66). WUNDT betont, daß Subject und Object zwar begrifflich zusammengehören, aber späte Erzeugnisse der Reflexion sind (Philos. Stud. XIII, 322. X, 75). Ursprünglich denken wir nicht zu jedem Object das Subject mit. Das Subject ist um nichts früher als das Object. »Beide sondern sich gleichzeitig aus dem unteilbaren Vorstellungsobject, sobald das abstrahierende Denken über die verschiedenen Merkmale jenes Objectes zu reflectieren beginnt« (Syst. d. Philos.2, S. 97). Unmittelbar gibt es wohl einen objectiven Erfahrungsinhalt und ein erfahrendes Subject, aber beide noch ohne logische Bestimmung. Subject und Object sind Reflexionsbegriffe, »die infolge der Wechselbeziehungen der einzelnen Bestandteile des an sich vollkommen einheitlichen Inhaltes unserer unmittelbaren Erfahrung sich ausbilden«. Die Erfahrung setzt in jedem ihrer Teile »sowohl das Subject, das die Erfahrungsinhalte auffaßt, wie die Objecte, die dem Subject als Erfahrungsinhalte gegeben werden«, voraus (Gr. d. Psychol.5, S. 4 f.). Während das Subject später die Objecte begrifflich-mittelbar erkennt, faßt es sich selbst stets unmittelbar auf (Syst. d. Philos.2, S. 127 ff.. vgl. Philos. Stud. XII, 343, 383 f., 396 ff.). Das denkende Subject ist nicht Erscheinung (s. d.), sondern an sich. es ist das Denken selbst. Der Begriff des Subjectes hat drei Bedeutungen. »Im engsten Sinn ist das Subject der in dem Ichgefühl zum Ausdruck kommende Zusammenhang der Willensvorgänge. In der nächst weitern Bedeutung umschließt es den realen Inhalt der Willensvorgänge samt den vorbereitenden Gefühlen und Affecten. In der weitesten Bedeutung endlich erstreckt es sich außerdem noch auf die constante Vorstellungsgrundlage, die jene subjectiven Processe in dem den Träger der Gemeinempfindungen bildenden Körper des Individuums besitzen.« Die weiteste Bedeutung ist in der Entwicklung die ursprünglichste (Gr. d. Psychol.5, S. 265). Das Subject ist keine Substanz (s. d. u. Seele, Selbstbewußtsein, Ich). - NIETZSCHE bestimmt das Subject als lebendige Tätigkeit, als Willen zur Macht (WW. XV, 277 f.), als einen Tätigkeitscomplex von scheinbarer Dauer (l. c. XV, 280. vgl. VIII, 2, 5). E. MACH erklärt: »Aus den Empfindungen baut sich das Subject auf, welches dann allerdings wieder auf die Empfindungen reagiert« (Anal.4, S. 21 ff.). Nach R. WAHLE haben wir kein Recht, Einzelsubjecte anzunehmen. Das Ich ist nichts Identisches, Substantielles (Kurze Erkl. S. 176 ff.). Das logische Subject ist nach W. HAMILTON »that, which, in the act of judging, we think as the determined or qualified notion« (Lect. III, p. 228). Nach G. HEYMANS ist der Subjectbegriff ein Complex von Merkmalen. das Subject bezeichnet die diesen Merkmalen entsprechende Wirklichkeit (Ges. u. Elem. d. wiss. Denk. S. 49). Logisches Subject ist nach B. ERDMANN »derjenige Urteilsbestandteil, von dem nach der logischen Immanenz des Prädicats im Subject ausgesagt wird« (Log. I, 236). Ein »Psychologisches« Subject im Urteil gibt es nicht (l. c. S. 237). gegen VON DER GABELENTZ, Zeitschr. f. Psychol. u. Sprachwiss. VI, 376 f.. SIGWART, Log. I2, 28. H. PAUL, Princ. d. Sprachgesch.2, S. 100, u. a. Vgl. Subjectivität, Ich, Selbstbewußtsein, Seele, Object, Substanz, Ding an sich, Wille.
[Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, S. 3264. Digitale
Bibliothek Band 3: Geschichte der Philosophie, S. 15526 (vgl. Eisler-Begriffe Bd. 2, S. 445)]
Subjekt heißt eigentlich der zugrunde liegende Gegenstand (gr. to hypokeimenon) vgl. Substanz. Demgemäß bezeichnet damit die Logik dasjenige Glied des Urteils oder Satzes, von dem der Denkprozeß seinen Ausgang nimmt und dem eine Bestimmung gegeben werden soll. Das Subjekt schließt die Quantität des Urteils in sich ein, indem es den Umfang von Gegenständen angibt, von welchen das Urteil gilt. — Sodann versteht man metaphysisch jetzt unter Subjekt das menschliche Ich, also ein vorstellendes erkennendes, fühlendes und handelndes Wesen im Gegensatz zum Objekt, d.h. dem Gegenstande des Erkennens, Fühlens und Handelns. Sofern das Subjekt sich selbst Gegenstand werden kann, heißt es Subjekt-Objekt. Vgl. Objekt.1
Objekt (lat. von objicere = entgegenstellen, vorstellig machen), Gegenstand, eigtl. das Dargebotene, bedeutet allgemein dasjenige, womit sich ein Subjekt geistig beschäftigt. Das Verhältnis des Subjektes und Objektes ist also zunächst ein rein innerliches, ein Empfinden, Vorstellen, Wahrnehmen, Denken oder Erkennen. Das Objekt ist eine Kategorie oder Grundform des Erkennens. Von der Existenzweise des Objektes selbst ist dabei noch ganz abgesehen; Gegenstand der subjektiven Betätigung ist alles, was dem Bewußtsein gegeben ist, jedes Gedankending. Ursprünglich von Duns Scotus (1265-1308) ab bis in das 18. Jahrhundert hieß es denn auch das, was »im Vorstelligmachen liegt und hiermit auf Rechnung des Vorstellenden fällt«. Objekt bedeutet aber jetzt, seit Kant (1724-1804), im engeren Sinne den dem Bewußtsein durch die Wirklichkeit gegebenen Gegenstand, mithin das Reale in seinem Verhältnisse zum Subjekte. Ohne das Subjekt ist also auch das Objekt in diesem engeren Sinne nicht vorhanden. Dies haben J. G. Fichte und Schopenhauer richtig hervorgehoben: Gegenstand der Betrachtung ist ein Ding nur unter Voraussetzung von einem Betrachtenden. Daher muß von dem Objekte das Reale an sich geschieden werden, das aber für unser Wissen keine Rolle spielt (vgl. Ding an sich). Vielfach wird jedoch, was nur Verwirrung hervorrufen kann, das Reale unabhängig von unserem Bewußtsein auch Objekt genannt. Es ist empfehlenswert, diesem verwirrenden Sprachgebrauchs nicht zu folgen. - Objekt bezeichnet auch das Ziel unseres Handelns, das, worauf unser Streben und Tun gerichtet ist.
Eins der schwierigsten Probleme ist die Existenz der objektiven Welt. Es löst sich durch die Erkenntnis, daß das unserem Bewußtsein in der Empfindung Gegebene ein Ungewolltes und nicht Abzuweisendes ist. - Objektivität heißt Gegenständlichkeit, und zwar, gemäß den obig entwickelten Bedeutungen, sachgemäßes Denken oder Gedachtwerden oder dem Menschen bewußte Realität, oder auch Sachlichkeit der Darstellung, im Gegensatz zur subjektiven, persönlichen Auffassung. Das Objektive steht mithin zwar dem Persönlichen gegenüber, ist deshalb aber keineswegs immer real oder wirklich, da Gegenstand unserer Betrachtung sowohl ein Ding als auch eine Vorstellung sein kann. In der Kunst heißt Objektivität die Darstellung, welche den Gegenstand zur Geltung kommen läßt, während die subjektive Darstellung ihn sich unterordnet. Plastik, Epos und Drama sind objektive, Lyrik und Musik subjektive Künste. Auch die Wissenschaft soll nach Objektivität (sine ira et studio) streben. Objektiv gültig heißt das, was für alle vernünftigen Wesen Gültigkeit hat, objektiv gut, was sie alle als solches anerkennen. Vgl. subjektiv. Eucken, Geistige Strömungen der Gegenwart. 1905. S. 11 ff.2
[1] Kirchner/Michaelis: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe, S. 1149. Digitale Bibliothek Band 3: Geschichte der Philosophie, S. 12081 (vgl. Kirchner/Michaelis, S. 606-607)
[2] [Kirchner/Michaelis: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe, S. 771. Digitale Bibliothek Band 3: Geschichte der Philosophie, S. 11703 (vgl. Kirchner/Michaelis, S. 403-404)]