Etymologie Wert

Zur Etymologie von Wert

Wert – Preis (< 8 Jh.)

wert als Adjektiv (< 9.Jh.)

Geschichte von VALEUR nach "Le Robert"

valeur (1080 auch valur) kommt von valorem, Akkusativ des klassisch lateinischen valor, valoris welches hinwiederum vom Verb valere abgeleitet ist. (→ italienisch valore, spanisch valor)

✦ Seit den ersten überlieferten Verwendungen des Wortes valeur bzw. valur im Rolandslied (Chanson de Roland1) hat dieses eine doppelte Bedeutung: es drückt aus, daß eine Person für ihre Qualitäten und Verdienste geschätzt wird, und wird bezüglich der Qualität … einer Sache verwendet (à propos de la qualité, de l'intérêt d'une chose) – bspw. avoir valeur (Wert haben) in der Bedeutung von «für einen bestimmten Gebrauch geeignet sein» (1080, «être propre à un certain usage»).

✧ Durch Erweiterung dieser ersten Bedeutung wird das Wort anstelle für "Bedeutung, Wichtigkeit, Höhe" («importance») in Bezug auf eine Person (1155) und später für "Tapferkeit" (1174, «bravoure, vaillance») gebraucht; dieser Gebrauch ist außer in der Literatursprache seit dem  17. Jh. veraltet. Per métonymie (?) bezeichnete une valeur (1180) einen Akt der Tapferkeit.

✧ Das Wort wird insbesondere in Verbindungen wie de valeur (z.B. «eine Frau von Wert», «une femme de valeur») und mettre qqn en valeur (1485) im Sinne von «jemanden in eine hohe Position bringen» gebraucht, ist mit diesem Sinn verschwunden und wurde mit einem anderen Sinn wiederaufgegriffen als une valeur – «eine Person, die Wert hat» (1578, «une personne qui a de la valeur»).

✧ Beginnend mit dem 18. Jh. wird valeur speziell zur der Bezeichnung des messbaren Charakters eines Dings, eines Gutes verwendet, insofern es Gegenstand des Tausches ist (valeur d'un bijou – Wert eines Juwelen, valeur marchande – Marktwert,…); ein Wert von (la valeur de) entspricht «das Äquivalent von» (1549, «l'équivalent de») im Sinne eines Maßes, und zum Wert von (à la valeur de) sagt man zu «im Verhältnis zum Wert von» (1636, «en proportion de la valeur de»).

✧ Seit dem Ende des 17. Jh. zieht die Idee des Tauschs in die Sprache ein und valeur nennt man zur Bedeutung der Termini entsprechend ihres Gebrauchs (1690), heute und seit Saussure, entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu einer Struktur, zum Beispiel dem Kontext, oder auch zu einer lexkalischen und semantischen Gesamtheit.

Die Idee des Preises hat sich in der absoluten Bedeutung von «hoher Wert» («valeur élevée») entwickelt, z.B. in Dinge von Wert (1690, objets de valeur) und in en valeur «im Stand einer Sache von Wert»: von Wert sein (1690, être en valeur) sagte man für «sich leicht und vorteilhaft verkaufen» («se vendre aisement et avantageusement») und «einträglich sein» («être en état de rapporter»); in Wert setzen (mettre en valeur) bezüglich eines Bodens, einer Region bedeutet «in Nutzung (Bearbeitung) nehmen, produktiv machen» («mettre en exploitation, faire produire») und ist ebenfalls seit 1690 gebräuchlich.

✧ In der zählbaren Form (ein Wert, die Werte) wird das Wort (1705) der generische Ausdruck für verhandelbare Titel (titres négociables).

La valeur bezeichnet in der Ökonomie die Qualität einer Sache auf der Basis ihrer objektiven oder subjektiven Nützlichkeit, woher auch Gebrauchswert (valeur d'usage) im Gegensatz zu Tauschwert (valeur d'échange) kommt. Im Finanzbereich spricht man von Mehrwert (valeur ajoutée), wie zum Beispiel bei der Mehrwertsteuer (taxe à la valeur ajoutée, T.V.A.).

✧ Im 18.Jh. wurde mettre en valeur, welches vorher «jemanden in eine höhere Position bringen» («mettre (qqn.) dans une position élevée»), figürlich für die Bedeutung «etw./jmdn. aufwerten, in dem es/er von seiner besten Seite gezeigt wird» («faire valoir, en montrant (qqn., qqch.) à son avantage») verwendet, woher auch «ins rechte Licht rücken» («mettre en évidence») stammt.

✦ Vom Begriff des «Maßes» («mesure») rührt die Verwendung des Wortes in der Kunst; in der Musik (1659), um die relative Dauer einer Note…, später in der Malerei (1792), um den Grad der Helligkeit oder Dunkelheit von Farben zu bezeichnen.

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[1] um 1090, siehe Bibliotheca Augustana - Chanson de Roland oder Wikipedia: Rolandslied.